Mit Robert Francis Prevost hat die katholische Kirche nach dem Tod von Papst Franziskus wieder ein geistliches Oberhaupt, einen „Pontifex Maximus“, einen „Brückenbauer“. Wie zahlreich die Brücken sind, die Päpste bauen können, zeigt schon der Blick auf diesen Titel. Er wurde von einem „Namensvorgänger“ unseres neuen Papstes, nämlich von Papst Leo I., dem Großen, erstmals verwendet. Dieser bezeichnete damit aber nicht nur die Aufgaben des Papstes, sondern auch das Geschenk Jesu Christi, nämlich Brückenbauer zwischen Gott und den Menschen zu sein.
Der neue Papst dieses Namens wird nun in unserer Zeit versuchen, Brücken zu bauen. Ansatzpunkte dafür gibt es genug, einer betrifft ganz konkret auch die Augustiner-Chorherren. Papst Leo XIV. ist Angehöriger des Augustinerordens (Ordo Sancti Augustini) und bezeichnete sich bei seiner ersten Ansprache sogar als „Sohn Augustins“. Das verbindet ihn auch mit unseren Gemeinschaften, da wir als Augustiner-Chorherren ebenso auf den großen Bischof von Hippo Regius als unseren geistigen Vater schauen.
Gleichzeitig gibt es aber innerhalb der großen „augustinischen Familie“ verschiedene „Zweige“. Der Augustinerorden (mit der Abkürzung „OSA“), dem auch Papst Leo XIV. entstammt, und dessen Mitglieder an der Augustinerkirche in Wien wirken, entstand im 13. Jahrhundert als Vereinigung verschiedener Einsiedler-Gruppen und ist daher den „Mönchsorden“ zuzurechnen. Die Augustiner-Chorherren (mit der Abkürzung „Can.Reg.“) hingegen haben ihren Ursprung im Klerus und stehen daher der „kanonikalen Tradition“ näher, der auch die Domkapitel an den Bischofskirchen zuzurechnen sind. Darüber hinaus orientieren sich auch die Dominikaner, die barmherzigen Brüder, der Deutsche Orden und zahlreiche weitere Gemeinschaften an der Ordensregel des hl. Augustinus.
Gemeinsam ist allen diesen Ordensgemeinschaften die Ausrichtung des Lebens auf Jesus Christus hin, das Vertrauen auf die Weisungen des Ordensvaters Augustinus – und die Freude über den neuen Papst aus der augustinischen Familie. Er ist damit schon jetzt zum „augustinischen Brückenbauer“ für uns geworden. Wenn er auch nicht unmittelbar aus unserem Orden (also aus der Reihe der Augustiner-Chorherren) stammt, blicken wir dennoch freudig nach Rom und in die Zukunft und wünschen Papst Leo XIV. Gottes Segen, den Beistand des Heiligen Geistes und die Fürsprache des hl. Augustinus für sein Wirken als Nachfolger des Apostels Petrus.